Episode 8
Machen
Episode 8
Machen
askd: Patricia Zupan-Eugster & Verena Eugster, w3 create
Was wirklich bereichert, ist die Energie von Gesprächen, echten Begegnungen und emotionalen Erlebnissen.
Als Co-CEOs haben die beiden Schwestern Patricia Zupan-Eugster und Verena Eugster nicht nur eine klare Vision, sondern auch eine besondere Art der Zusammenarbeit: Während eine im Chaos kreativ aufblüht, bringt die andere Struktur und Feinschliff ins Spiel. Ihre Stärke liegt darin, dem Management von besonderen Events eine Balance zu verleihen – zwischen Reden und Zuhören, Emotio und Ratio, Chaos und Ordnung.
Raus aus der Bubble
Ihre Leidenschaft ist es, Menschen mit neuen Perspektiven zu inspirieren.
Host oder Gast?
Verena und Patricia: Host, auf jeden Fall. Wir sind gute Gastgeber:innen. (Anm. d. Red.: Das können wir bestätigen.)
Sünde oder Vergebung?
Verena und Patricia: Vergebung.
Reden oder Zuhören?
Patricia: Zuhören.

Verena: Ich kann beides gut - wirklich schwer zu entscheiden! Aber gut, dass du für mich mitentscheidest, Patricia. (lacht)
Braucht das eine das andere sogar?
Verena: Ja, wahrscheinlich schon. Es gibt Zeiten, in denen du einfach zuhören musst. Und dann gibt es diese Momente, in denen du spürst, dass es an dir ist, zu reden. Es ist die Kunst, die Situation zu lesen und zu wissen, was gerade gebraucht wird.
Wie ergänzt ihr euch als Co-CEOs?
Verena: Man kann das nicht pauschalisieren. Wir spüren eine Art unsichtbarer Balance. Wenn eine von uns schwächer wird, wird die andere automatisch stärker. Wenn die eine emotionaler reagiert, wird die andere rationaler. Das ist ein Mechanismus, der von selbst greift, den du nicht beschreiben kannst. Und weil wir von außen ständig verwechselt werden, hören wir auf beide Namen. (lacht) Patricia liebt es, loszulegen, während ich dann übernehme und für den Feinschliff sorge. Sie kann unglaublich gut im Chaos arbeiten. Aber das erfordert auch ein Team, das sich in diesem Chaos wohlfühlt und mitzieht. Zum Glück haben wir genau das richtige Team dafür.

Patricia: Es gibt keinen Anfang ohne Chaos. Für die besten Ideen musst du das zulassen. Sobald das Chaos erst mal da ist, muss es in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Genau diesen Prozess liebe ich: Durchstarten und die ersten Meter auf den Boden bringen.
Echte Macher:innen
Die Schwestern sind echte Visionär:innen, wenn es darum geht, unvergessliche Erlebnisse zu schaffen.
„Es gibt keinen Anfang ohne Chaos. Für die besten Ideen musst du das zulassen.“
Einfach machen
Rückschläge, schlaflose Nächte – ohne Risiken wären sie nicht da, wo sie heute sind.
Das Event selbst hat aber schon einen strikten Plan, oder?
Verena: Du hast natürlich einen Plan. Du hast Erfahrung. Du weißt, wie es laufen sollte. Und dann kommt jedes Mal das Unerwartete. Genau das ist Eventmanagement. Da musst du schnell lernen, mit spontanem Stress umzugehen. Es gibt keine Mitte. Du musst diesen Kick lieben.
Was lernt man daraus fürs Leben?
Patricia: Dass Lösungsorientierung wichtig ist. Wir erwarten von unserem Team, nicht mit Problemen zu uns zu kommen, sondern mit Lösungsansätzen. Die müssen nicht perfekt sein, aber die Möglichkeit bieten, gemeinsam dran weiterzuarbeiten. Letztlich haben wir so immer einen Weg aus schwierigen Situationen gefunden und durften dadurch viele schöne Geschichten erleben.

Verena: Als ich Anfang der Pandemie einen Anruf erhalten habe, indem man uns mehr oder weniger mitgeteilt hat, dass wir die nächsten beiden Jahre nicht mehr arbeiten werden, ist Patricia erstmal eine Runde laufen gegangen. Dann haben wir nach Lösungen gesucht und sie gefunden. Ich bin Unternehmerin geworden, um Dinge zu bewegen – nicht, um mich zurückzulehnen oder Förderungen zu kassieren.
Eine gewisse Risikobereitschaft inklusive?
Verena: Wir sind definitiv Risiken eingegangen. Zum Beispiel mit dem Female Future Festival am Bodensee und als wir im selben Jahr noch nach Wien expandiert haben. Der finanzielle Verlust war anfangs erheblich. Hinzu kam, dass man uns damals wortwörtlich gesagt hat, wir sollen damit in Vorarlberg bleiben und dass das Format in Wien kein Mensch brauchen würde. Da ging es mir wirklich nicht gut. Patricia sagte damals: „Ich verspreche dir: Das machen wir nie wieder.“ Heute muss ich sagen: Ja, es war riskant, aber heute ist es das erfolgreichste Projekt, das wir haben.
Wieso Ablehnung?
Leider ist es so, dass das Female Future Festival von einigen Seiten als Veranstaltung gesehen wurde, die nicht nur Pro-Frau, sondern auch Kontra-Männer ausgerichtet ist. Dabei haben wir von Anfang an die klare Position eingenommen, dass sich in diesem Bereich nur dann etwas bewegen kann, wenn wir zum einen Frauen empowern und zum anderen auch die Männer miteinbeziehen.
Hat sich das verändert?
Verena: Heute habe ich das Gefühl, dass das FFF von einigen damaligen Kritikern als Plattform gesehen wird, auf der man sich gerne zeigt – auch weil es inzwischen zum guten Ton gehört, sich mit dem Empowerment von Frauen zu beschäftigen. Das finde ich spannend und zeigt mir, dass wir etwas Positives in Gang gesetzt haben.
Was steckt hinter dem Erfolg dieses speziellen Festivals?
Verena: Vor allem die Energie, die wir in das Festival stecken. Dann die totale Überzeugung vom Format und die Leidenschaft, mit der wir es durchziehen.
Woher kam die Inspiration für das FFF?
Verena: Ich habe mir eine Liste von Mentor:innen zusammengestellt – Frauen in Führungspositionen, Unternehmer:innen. Dabei wurde mir klar: Es gibt so viele gut ausgebildete Frauen – aber wo sind sie? Wo werden sie sichtbar?

Patricia: Fakt ist: Jede zweite Gründung ist weiblich. Diese Unternehmer:innen sind unheimlich wichtig für die Wirtschaft, aber leider viel zu wenig sichtbar. Wir haben entschieden, dass wir das ändern wollen und Empowerment für Frauen auf breiter Basis vorantreiben müssen.
„Du musst diesen Kick lieben.“
Entweder du liebst oder hasst die Branche.
Denkt ihr, dass die Menschen nach der Pandemie noch mehr Lust auf Events bekommen haben?
Patricia: Ja, es hat sich definitiv verändert. Heute entscheiden Menschen allerdings viel spontaner, ob sie zu einem Event gehen. Es gibt natürlich die eine Zielgruppe, die sich persönlich weiterentwickeln möchte, und dann gibt es die, die einfach feiern und Spaß haben wollen. Gerade bei der jüngeren Generation hat sich viel verändert – vor allem in der Art, wie sie mit anderen in Kontakt tritt.
Habt ihr den Eindruck, dass die jüngere Generation sich mit „echten“ zwischenmenschlichen Interaktionen schwertut?
Patricia: Aus meiner Sicht tendiert die jüngere Generation vor allem dazu, zu schreiben, statt zu sprechen. Dabei wäre das so wichtig. Wir als Eltern und als Gesellschaft müssen noch stärker die Aufmerksamkeit auf zwischenmenschliche Beziehungen legen – und darauf, wie wir miteinander umgehen.
Ist das eine Inspiration für eure Events?
Verena: Sie werden hauptsächlich durch die Themen inspiriert, die uns selbst beschäftigen. Wir haben uns auch schon Konzepte von außen „aufdrücken“ lassen. Das hat nicht funktioniert, weil sie dann einfach nicht diesen besonderen Drive hatten.

Patricia: Bei „Versus“ ging es zum Beispiel um das Fehlen einer echten Diskussionskultur. Spätestens nach Corona haben wir da viel Zuspruch erhalten. Das „Tomorrow Mind“ haben wir gegründet, weil wir bemerkt haben, dass es nach der Pandemie eine zunehmende Unruhe bei den Menschen gab – selbst bei den eigentlich robusten. Viele sind plötzlich zusammengebrochen – und können oft nicht erklären, warum.
Jetzt gibt es auch die „leichteren" Formate – wie etwa die Dirndl-Ski-Gaudi. Beeinflussen sich die Events gegenseitig?
Verena: Wir unterscheiden zwischen Sport- und Bewegungsformaten sowie Festivals und Kongressen, jede dieser Veranstaltungen zieht auch unterschiedliche Zielgruppen an. Die Dirndl-Ski-Gaudi hat den Teilnehmenden von Anfang an einfach nur Spaß gemacht.
Wie wichtig ist dabei die Location?
Verena: Sie spielt eine zentrale Rolle. Besonders sichtbar war das beim „Business Run“, der jahrelang nicht funktionierte – erst als wir von Dornbirn nach Bregenz umgezogen sind, hat das Event nach sechs Jahren einen Aufschwung erhalten.

Patricia: Wobei hier auch das Timing wichtig war – Es war ein „Corona-Gewinner-Event“ – das einzige in dieser Zeit. Alles andere hat stark gelitten.
Wie sorgt ihr dafür, dass eure Events jedes Jahr anders – und besser werden?
Verena: Wir setzen uns eine klare Fünf-Jahres-Grenze: Innerhalb dieser Zeit muss ein Event für uns erfolgreich sein. Direkt nach jedem Event notieren wir unsere Ideen und Erkenntnisse für die Zukunft. Das ist für das Team oft nicht so einfach, da sie erst mal feiern wollen. Aber uns treibt immer die Frage an: „Was können wir beim nächsten Mal besser machen?“

Patricia: Nach einem intensiven Wochenende liegen wir oftmals im Garten und erstellen Feedback-Listen. Und wir sind echte Feedback-Junkies. Freunde und Kolleg:innen raten uns oft, auch einfach mal zu genießen. Machen wir ja auch, wissen aber gleichzeitig: Man wächst nur, wenn man auch im Erfolg die Potenziale zur Weiterentwicklung findet.
Feedback-Junkies
Getrieben von der Frage wie man es beim nächsten Mal noch besser machen kann, sind sich Verena und Patricia einig: Wachstum entsteht, wenn man selbst im Erfolg Verbesserungspotenziale erkennt.
Empowerment von Frauen
Das größte Potenzial liegt in der Vernetzung, der Energie von Gesprächen und „echten“ Begegnungen, darin sind sich die Schwestern einig.
Was sind die Impulse für die nächste Zeit?
Patricia: Wir haben erkannt, dass das größte Potenzial in der Vernetzung liegt. Daher setzen wir auf Netzwerktreffen für verschiedene Zielgruppen, darunter das größte MINT-Netzwerktreffen. Hier geht es nicht nur um berufliche Netzwerke, sondern auch um den Austausch zwischen den Teilnehmer:innen. Wir haben bewusst Akzente gesetzt, die den Dialog fördern.

Verena: Netzwerken liegt Männern in der DNA, Frauen gehen da oft langsamer und zurückhaltender vor. Wenn sie aber ihre Synergien nutzen, kann das gleichzeitig noch viel größeres Potenzial entfalten. Netzwerken braucht Offenheit für neue Menschen. Das ist für viele eine Herausforderung. Und wir arbeiten daran, diese Herausforderung kleiner zu machen. Außerdem werden wir das Membership-Programm weiter ausbauen – teilweise auch virtuell, um regelmäßig Live-Events in Städten wie München und Wien zu ermöglichen. Es geht darum, dass wir stärker im Austausch mit unseren Speaker:innen und der gesamten Community sind.
Sind kleinere Formate dabei ein Trend?
Patricia: Ja, wir glauben fest an die Kraft kleinerer Events und den intensiven Austausch, der dabei entsteht. Aber ich denke, es braucht immer beides. Ein großer Saal mit tausend Frauen und inspirierenden Speaker:innen hat eine ganz andere, besondere Dynamik und Energie. Zusätzlich ermöglichen kleinere Formate oft tiefere, persönlichere Gespräche. Man darf nicht vergessen, dass viel Input in unterschiedlichen Formaten an einem Tag auch überfordern kann.

Verena: Was wirklich begeistert, ist die Energie von Gesprächen, echten Begegnungen und emotionalen Erlebnissen. Dabei entstehen kleine Funken – Inspiration, neue Ideen, neue Ansätze, die sich dann wie ein Feuer verbreiten können. Speziell dafür sind kleinere Events sehr gut geeignet.
Was ist für euch am wichtigsten, um eure Events zu promoten?
Patricia: Auf jeden Fall Social Media, aber auch Kampagnen, die Out-of-Home stattfinden. Und nicht zu vergessen: Empfehlungsmarketing. Wir haben eine großartige Community, und das funktioniert einfach am besten.

Verena: Ich bin überzeugt: Frauen sind die besten Multiplikator:innen.
Wenn wir aus dem askd:magazine ein askd:festival machen möchten, welche Tipps könnt ihr uns geben?
Verena: Einfach machen. Stell dir vor, wie du den Tag gestalten möchtest und bring es auf Papier. Und dann heißt es: Umsetzen.

Patricia: Wichtig zu wissen ist, dass Events in erster Linie ein großartiges Marketing-Tool sind. Allerdings verdient man damit nicht direkt Geld. Ich würde niemandem empfehlen, ein Event nur aus diesem Grund zu kreieren. Der erste Schritt ist, ein Budget aufzustellen und eine Location zu buchen. Die besten sind ohnehin Jahre im Voraus vergeben. Dann geht es darum, den Inhalt zu entwickeln.

Verena: Am Ende liegt die wahre Kunst darin, die Menschen aus ihrer Bubble zu holen und sie mit einer neuen Perspektive begeistern zu können.
Ihr schafft Events, die für Achtsamkeit und Zukunft stehen – wie schafft ihr es, in einem hektischen Unternehmer:innen-Alltag diese Werte auch persönlich zu leben?
Patricia: Ehrlich gesagt, würde mein Leben nicht funktionieren, wenn ich mich zu sehr auf Achtsamkeit fokussieren würde. Es gibt Aufgaben, die totale Fokussierung erfordern, und dann gibt es viele Dinge, bei denen ich gleichzeitig mehrere Bälle in der Luft halten muss – und das liebe ich! Natürlich braucht man auch Erholungsphasen, aber als Eventmanagerin braucht man generell ein hohes Energielevel.
Was hat die Arbeit in der Agentur für eine Rolle in eurer persönlichen Entwicklung gespielt?
Verena: Jeder Job hat mich auf irgendeine Art persönlich weitergebracht. Was an dem eigenen Unternehmen speziell ist, ist die Tatsache, dass du jeden Tag herausgefordert wirst. Um die Herausforderungen zu meistern, musst du dich jeden Tag reflektieren. Und das ist ein echter Boost für die persönliche Entwicklung.
Verena, du warst ja lange im Vorstand der Jungen Wirtschaft Vorarlberg. Was denkst du, beschäftigt die Generation heute am meisten?
Verena: Wenn ich die letzten zehn Jahre betrachte, hat sich einiges verändert. Der Zugang zu Ressourcen, Förderungen und Unterstützung ist heute leichter zugänglich als damals. Ich glaube, es war noch nie so einfach, ein Unternehmen zu gründen. Was unterschätzt wird, ist, wie viel „Durchhaltewillen“ es im Anschluss braucht. Unternehmer:in zu sein ist keine romantische Achterbahnfahrt. Da wirst du ordentlich durchgebeutelt. Am Ende des Tages ist es harte Arbeit.
Wirtschaft haben wir, Werbung haben wir, und jetzt kommt die dritte Kategorie: Welchen Tipp zur Rettung der Welt gebt ihr uns noch mit?
Verena: Es braucht Mut, Lösungsorientierung und Durchhaltevermögen. Diese drei Skills sind entscheidend, um ein Feuer zu entwickeln, das sich ausbreiten kann. Daneben braucht es Kreativität und den Willen zum Handeln – oft fehlt es einfach am Tun. Außerdem muss klar sein: Wenn sich Menschen weiterentwickeln, passiert auch Veränderung, die man positiv annehmen sollte.

Patricia: Das bringt uns zu unserer Idee für das „Tomorrow Mind“ – einige Unternehmer:innen verstehen nicht, warum sie ihre Mitarbeitenden dorthin schicken sollten. Wenn sich der Mensch weiterentwickelt, entwickeln sich Unternehmen und auch die Welt ein bisschen weiter. „Rettung der Welt“ klingt vielleicht ein bisschen zu groß, aber durch unsere Arbeit tragen wir zur Weiterentwicklung der Menschen bei.
Reflexion als Boost
Es braucht Mut, Lösungsorientierung und Durchhaltevermögen. Drei Skills, die entscheidend sind, um ein Feuer zu entfachen.

Bei w3 create entwickeln Patricia Zupan-Eugster und Verena Eugster mit Leidenschaft und Expertise maßgeschneiderte Veranstaltungen im DACH-Raum – von Sport- und Lifestyle-Events über Festivals bis hin zu Kongressen. Ihre Events inspirieren, regen zum Nachdenken an, lösen Diskussionen aus und begeistern die Besucher:innen.

Wirtschaft × Werbung × Weltenrettung

Lassen Sie sich über jede Episode informieren: